Stellungnahmen des Kirchengemeinderats

 

 

Stellungnahme des KGR St. Maria Meckenbeuren zum „Responsum ad dubium der Kongregation für die Glaubenslehre über die Segnung von Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts“ vom 22.02.2021

 

Die Kongregation für die Glaubenslehre hat in ihrem Schreiben vom 22.02.2021 abgelehnt, dass homosexuelle Paar von der Kirche gesegnet werden dürfen. Sie begründet es sinngemäß damit, dass Sakramentalien quasi eine Vorstufe der Sakramente sind und deshalb nur dann gespendet werden dürfen, wenn die zu segnenden Menschen „im Dienst der Pläne Gottes“ stehen. Diese Pläne Gottes seien in der Schöpfung eingeschrieben und von Jesus Christus vollständig offenbart worden.

 

Homosexuelle Paare seien nun eben nicht zu segnen, weil ihre Beziehung eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe einschließe und eine solche Beziehung nicht auf den Plan des Schöpfers hingeordnet sei.

 

Der Kirchengemeinderat St. Maria protestiert aus mehreren Gründen aufs Schärfste gegen die Stellungnahme der Kongregation der Glaubenslehre. Zum einen zeugt die Behauptung, dass Verbindungen gleichen Geschlechts außerhalb des Planes Gottes stünden, im Licht der heutigen Zeit von einer unglaublichen Arroganz der Kongregation, die offensichtlich das Monopol hat, den Plan unseres Schöpfers als einzige lesen und erkennen zu können. Sie ignoriert dabei, dass die Bewertung dessen, was richtig oder falsch ist, immer auf der Basis des historischen Kontexts vorgenommen werden muss, wie das bei der modernen Bibelexegese bereits seit langem anerkannte Praxis ist.  Zum anderen ist die Kongregation offensichtlich nicht darüber informiert, dass gerade in der deutschen katholischen Kirche das Thema der Sexualmoral in der Initiative der deutschen Bischöfe „Synodaler Weg“ eines der vier großen Themen ist, die neu durchdacht werden müssen. Kategorische Ablehnungen bestimmter Formen des Zusammenlebens und der Sexualität sind in diesem Zusammenhang als Verweigerung eines konstruktiven Dialogs zu werten. Und genau dies ist das Schädlichste, was man der Kirche derzeit antun kann.

 

Das gemeinsame Leitbild der Seelsorgeeinheit Meckenbeuren, zu der St. Maria gehört, bringt zum Ausdruck, dass alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung […] willkommen sind. Das bedeutet, dass auch schwule und lesbische Menschen weder als Sünder noch als Fehler im Plan Gottes angesehen werden, sondern dass sie in ihrer ganzen Person mit all ihren Lebensbezügen als von Gott geliebt und gewollt akzeptiert werden. Dazu gehören auch Partnerschaften von schwulen und lesbischen Paaren. Deshalb ist die Verweigerung einer Segnung von schwulen und lesbischen Paaren geradezu als Verkennen des göttlichen Planes zu bewerten.

 

Wir fordern die Kongregation auf, ihre negative und veraltete Haltung zu revidieren. Zugleich bitten wir unseren Bischof Gebhard, sich noch klarer als bisher gegen die Stellungnahme der Kongregation zu positionieren.

Hoffmann, 29.03.2021

 

Stellungnahme der Kath. Kirchengemeinde St. Maria Meckenbeuren zum Schreiben der Kongregation für den Klerus vom 20.07.2020

Ein Schreiben aus Rom hat in den letzten Tagen die Katholik*innen erreicht und bewegt. Die „Kongregation für den Klerus“ hat eine Instruktion mit dem Thema „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ verfasst. Das Schreiben besteht aus zwei voneinander sehr unterschiedlichen Teilen: Die ersten Kapitel beschreiben die Anforderungen, denen die Kirche im Kontext der aktuellen Entwicklungen unterliegt. Es wird beschrieben, dass die Kirche und vor allem die Pfarrgemeinde als eine wichtige Einheit der Kirche in den Kontext der Welt eingebunden ist. Die Pfarrgemeinde muss sich ändern und anpassen, wenn sie nicht in der „bloßen Wiederholung von Aktivitäten, die das Leben der Menschen nicht berühren“, stecken bleiben will. Einige Passagen erinnern an das Leitbild der Seelsorgeeinheit Meckenbeuren, das sich dazu bekennt, dass Pfarrgemeinden nicht in einem luftleeren Raum agieren, sondern sich in einem vielfältigen Kontext von anderen Gruppierungen, Vereinen und Institutionen befinden, mit denen zusammen das Zusammenleben der Gemeinde gestaltet werden muss. Dieser Teil ist exzellent geschrieben und lässt hoffen, dass im zweiten Teil konkrete Hilfen und Anregungen für die Ausgestaltung der Arbeit der Pfarrgemeinden in ihren Kontexten gegeben werden.

Umso enttäuschender ist der zweite Teil der Instruktion. Er befasst sich nahezu ausschließlich mit Vorgaben bezüglich der strukturellen Aufteilung der Macht und Entscheidungsbefugnisse. Hier werden Ratschläge für die Pfarreien verteilt, die offensichtlich darauf abzielen, die bisherigen klerikalen Machtverhältnisse in der Kirche zu zementieren. Kein*e Katholik*in wird daran zweifeln, dass den Pfarrern eine besondere Bedeutung in der Pfarrgemeinde zukommt. Die Art und Weise, wie in der Instruktion jedoch alle Entscheidungsbefugnis ausschließlich den Pfarrern zugesprochen wird, ist für die übrigen in der Gemeinde mit größtem Engagement tätigen Gemeindemitglieder geradezu verletzend. In kleinlicher Weise wird z.B. festgelegt, dass Bezeichnungen wie „Leitungsteam“ vermieden werden müssen.

Von einer Instruktion hätten wir erwartet und erhofft, dass sie uns Anregungen gibt, wie wir es in schwierigen Zeiten mit immer weniger Pfarrern dennoch schaffen können, die Idee von Jesus in die Gemeinden zu tragen und von dort für unsere Pfarreien wirksam werden lassen können. Dass wir dies überall dort, wo wir noch Pfarrer haben, mit Dankbarkeit und kooperativem Engagement tun, scheint uns selbstverständlich. Wir brauchen hierzu aber keine römische Instruktion, die letztlich verhaftet ist in der Idee der Erhaltung der Macht- und Entscheidungsstruktur, die aus früheren Jahrhunderten überliefert ist.

Wir sind froh, dass unser Bischof Gebhard Fürst sich unmittelbar nach Erscheinen der Instruktion in einem Brief an die Gewählten Vorsitzenden für den Erhalt des partizipativen und kooperativen Führungsstils in der Diözese Rottenburg-Stuttgart ausgesprochen hat. Der Kongregation für den Klerus möchten wir den freundlichen Rat geben, sich über das erfolgreiche Modell unserer Diözese zu informieren und es als Vorbild für weitere Instruktionen zu nehmen.

 

Für den KGR St. Maria Meckenbeuren, 31.07.2020

Josef Scherer                     Dr. Markus Hoffmann

 Pfarrer                              Gewählter Vorsitzender