„AM ANFANG STEHT DAS ZUHÖREN.“


Das war wohl einer der wichtigsten Sätze, den Papst Franziskus bei der Eröffnung der Weltsynode vor wenigen Tagen gesagt hat. Wir müssen einander zuhören und auf Überraschungen gefasst sein. Das ehrliche Zuhören ist die Basis für echte Gespräche, in denen die Zuhörenden sich auf das Gegenüber einlassen und mit Offenheit und Interesse auch gegensätzliche Meinungen und Einstellungen wahrnehmen und stehen lassen können. Wer nicht zuhören kann, grenzt sich vom anderen ab und wertet ihn/sie ab. Wer nicht zuhört, hält seine eigene Meinung für die einzig richtige, will nichts vom anderen wissen und grenzt sich ab. Gerade in der aktuellen Corona-Pandemie sehen wir dieses Phänomen sehr ausgeprägt. Wer ganz in seiner eigenen Meinungswelt gefangen ist, reagiert auf andere Meinungen und Einstellungen schnell mit Hass. Der Schritt zur Gewalt ist dann nicht weit. Sogar in Diskussionen innerhalb der katholischen Kirche führt die Einengung auf die eigene Sichtweise dazu, dass die anderen ganz schnell als unchristlich bezeichnet und auf übelste Weise beschimpft werden. Wer aber respektvoll zuhört, akzeptiert sein Gegenüber ganz als
Mensch. Daher ist das Zuhören eine wichtige Fähigkeit der Menschen, um Beziehung wachsen zu lassen, um sich kennen zu lernen und um Hass zu vermeiden.


Zuhören ist auch das, was sich eine kleine Gruppe ehrenamtlicher Personen der
Meckenbeurer Kirchengemeinden vorgenommen hat.

 

Wir wollen insbesondere den Menschen zuhören, die niemanden haben, dem sie ihre Geschichte und ihre Probleme erzählen können. Denn reden tut gut. Dabei ist es unwichtig, ob man über Probleme und Krankheit oder über den Alltag und erfreuliche Dinge redet. Das Gehörtwerden und der Austausch mit anderen sind hilfreich und wohltuend. Aber es braucht jemanden, der zuhört, was heutzutage nicht selbstverständlich ist. Nicht alle haben Freunde
oder gute Bekannte in der Nähe. Die Familien sind oft weit entfernt. Auch ist es nicht jedermanns und jederfrau Sache, sich nur über Telefon, Skype oder WhatsApp auszutauschen. Der direkte persönliche Kontakt ist für viele Menschen leichter und angenehmer als der elektronisch vermittelte.
Es geht uns nicht darum, unterschiedliche Einstellungen zu Kirche oder Politik herauszufinden und zu diskutieren. Wir wollen niemanden von unserer Meinung überzeugen, sondern uns Zeit nehmen, um einfach da zu sein und zuzuhören.
Jede und jeder darf sich an uns wenden und wir werden allen unser Ohr leihen und unsere Zeit schenken.
Wer ein Gespräch wünscht, kann sich bei einem unserer Pfarrämter melden:

Jemand aus der Gruppe ruft dann zeitnah zurück und vereinbart einen Gesprächstermin und -ort.
Reden tut gut! Wir hören zu. Wir hoffen, dass Sie den Mut finden, sich bei uns zu melden.
Unser Angebot ist rein ehrenamtlich und vertraulich auf zwischenmenschlicher Basis.


 

 

Auf die innere Haltung kommt es an: Grundhaltung des Wertschätzens

 

Etwas zu sich her nehmen und anschauen, zweimal hinschauen, vielleicht ein drittes oder ein viertes Mal. Es kann erstaunlich sein, was sich mir erschließt, wenn ich einer Sache Aufmerksamkeit widme.

 

Nicht selten sind es gerade einfache Begegnungen, unscheinbare Dinge, unspektakuläre Ereignisse oder mein alltägliches Tun, die sich dann als kleine Kostbarkeiten erweisen. Ein Gebet, das auf Ignatius von Loyola zurückgeht, nimmt sich für das Schauen auf das, was ist, den Blick Gottes zu Hilfe. Es ist das Gebet der „liebenden Aufmerksamkeit“. Gott schaut liebevoll, aufmerksam auf uns. Wer wir sind und was mit uns ist, interessiert ihn. Diesen Gott weiß der/die Beter/in an seiner/ihrer Seite, wenn er/sie auf die Suche nach Schätzen macht.

 

Nehmen Sie sich am Abend eine Zeit, in der Sie den zu Ende gehenden Tag noch einmal anschauen. Nehmen Sie eine Sitzhaltung ein, in der Sie eine Weile gut verbleiben können. Setzen Sie einen bewussten Anfang, z.B. ausatmen oder Kreuzzeichen oder Verneigung. Nehmen Sie sich Zeit, zur Ruhe zu kommen. Bitten Sie Gott um seinen Beistand, um einen wachen, liebevollen Blick (nachfolgendes Gebet). Lassen Sie in Gedanken den heutigen Tag nochmals vorbeiziehen. Achten Sie darauf, welche Gefühle in Ihnen aufsteigen. Wenn Sie etwas gefunden haben, was Sie freut, so schätzen Sie es wert, indem Sie einen Augenblick verweilen. Wenn Sie noch etwas beschäftigt oder bedrückt, können Sie Gott davon erzählen, so wie einem Freund. Schließen Sie mit einem Gebet oder mit der Geste, mit der Sie begonnen haben.

 

 

 

Gebet

 

Mein Gott,

ein reicher Tag liegt hinter mir,

angefüllt an Erlebnissen und Erfahrungen,

Schätze und Steine im Acker des Tages.

Ich will noch einmal zurückschauen

mit dir an meiner Seite.

Zeig mir, was ich sehen soll

Hilf mir, tiefer zu schauen.

Lenke du meinen Blick.

 

Mein Gott,

was gewesen ist, halte ich dir hin:

Schätze und Steine.

Nimm du sie an am Abend dieses Tages.

Segne du die Nacht, und den kommenden Tag

Und lass mich wieder alles von dir erhoffen.

Amen