17. Januar 2020: Pater Hubert Veeser (SDS) sieht Kirche auf dem Weg zur Bekenntniskirche

 

 Mit dem Leitwort "Eine Kirche die Zukunft hat..." hatte die Seelsorgeeinheit Meckenbeuren zu ihrem Vortrags- und Gesprächsabend ein hoch aktuelles Thema und mit Pater Hubert Veeser einen brillanten und kompetenten Referenten gewählt. Sichtlich erfreut konnte Pfarrer Josef Scherer neben dem Salvatorianerpater weit über 100 Zuhörer im Gemeindehaus St. Maria begrüßen. Pater Hubert Veeser ist Provinzial der Deutschen Salvatorianer in München und Vorstand der Pater-Berno-Stiftung. "Die Stille ist die Sprache Gottes; alles andere ist nur eine schlechte Übersetzung", mit dieser Einladung zum stillen Innehalten begann Hubert Veeser seinen Vortrag und machte in eindrucksvoller Weise klar, dass auch er nicht für alle Fragen Antworten und für alle Probleme Lösungen bieten könne. Klare Kante zeigte der Referent, als er die derzeit schwierige Situation der Kirche umschrieb. "Unsere Gemeinden sind grauhaarig geworden", sieht er die Kirche zwischen einer offenen Volkskirche und einer kleinen Bekenntniskirche. Die Kirchen würden trotz vieler Bemühungen immer leerer und dies schaffe Betroffenheit und auch Angst. So würden die Bindungskräfte schwinden, neue säkulare Ersatzbräuche und Kulturen entstehen und die Gruppe derer, die von der Kirche nichts mehr erwarteten, wachsen. Christ sein sei heute kein Lebensschicksal mehr, sondern freie Entscheidung, Glaube sei zur Privatsache geworden und die Pluralisierung der Lebensstile werde in unserer modernen freiheitlichen Gesellschaft akzeptiert. Als gravierende Probleme benannte Hubert Veeser die Machtstrukturen in der Kirche sowie den Missbrauchs- und Vertuschungsskandal, der zu einem existenziellen Vertrauensverlust geführt habe. Die reine Lehre komme in dieser Situation an ihre Grenzen, ein Ausgleich zwischen Lehre und Pastoral werde unerlässlich. Hier sei der jüngst eröffnete Synodale Weg Herausforderung und Chance zugleich, so der Salvatorianer. In den Kirchen vor Ort sei in dieser Situation das Miteinander und der Dialog gefragt, die Gemeinden müssten "Gemeinschaften von Sprachfähigen" sein und auf einfache Weise Zeugnis vom Glauben geben. Hierzu ermutigte und bestärkte Hubert Veeser die Zuhörer, "gelte es doch nicht in erster Linie die Kirche zu retten, sondern den zu verkündigen, der sie erlöst hat". Christ sei man nicht für sich selbst, sondern immer für andere, erinnerte der Salvatorianerpater auch an seinen 2017 verstorbenen Mitbruder und Meckenbeurer Ehrenbürger Pater Berno Rupp. In dem derzeitig riesigen Umbruchprozess stehe einem Christen Angst und Sorge nicht gut an, es gelte vielmehr zusammenzustehen und auf die Kraft des Geistes Gottes zu bauen.

 

Text und Fotos: Karl Gälle